KINDEROSTEOPATHIE
Die Behandlung von Kindern erfordert besondere Kenntnisse vom Osteopathen.
Grundsätzlich gibt es keine Unterschiede in der Behandlung von Erwachsenen und Kleinkindern. Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder unterscheiden sich jedoch deutlich von einem Erwachsenen. Die Geschehnisse vor, während und unmittelbar nach der Geburt, die enorme Dynamik in der Entwicklung der verschiedenen Gewebe und Organe, der physiologischen Prozesse sowie der sensomotorischen und emotionalen Entwicklung in den ersten Lebensjahren erfordern besondere diagnostische und therapeutische Vorgehensweisen, Aufmerksamkeit und Schulung des Osteopathen..

Berührung ist die Essenz der Osteopathie
Der erste Besuch in einer osteopathischen Praxis ist auch der zeitintensivste. Um sich ein gutes Bild vom Zustand eines kleinen Patienten zu machen, sind nicht nur gegenwärtige Problem aufzunehmen. Im Gegenteil, wichtige Informationen ergeben sich aus der Vergangenheit, wie zum Beispiele Ereignisse aus der Schwangerschaft, der Geburt und die ersten Jahre. Das belegen eindeutig Forschungsergebnisse. Das Wissen darum hilft den Osteopathen, Zusammenhänge zu finden, die heute Beschwerden verursachen. In der Osteopathie wird versucht ganzheitlich zu arbeiten.
Bei der Untersuchung wird das Kind je nach Alter zunächst im Stehen, dann im Laufen beobachtet, um dann im Sitzen und im Liegen auf dem Behandlungstisch untersucht zu werden.
Kinderosteopathie – Osteopathische Behandlung des Verdauungstraktes
Die erste Kontaktaufnahme mit dem Körper des Kindes findet über die entfernte Wahrnehmung seiner Temperatur statt. Eine Temperaturveränderung lässt sich bereits in einer Entfernung von einigen Zentimetern erspüren. Anschließend werden die verschiedenen Gewebsebenen von Haut, Bindegewebe, Organ, Muskeln oder Knochen durch sanfte Berührung ertastet. Ein gesundes Gewebe zeigt eine gute Durchblutung, was sich in einer charakteristischen weichen Qualität widerspiegelt.
Allein durch die Reaktion des Gewebes auf den sanften Druck gewinnen Osteopathen eine Vielzahl von Informationen über die Gewebsversorgung mit Nährstoffen, eine gesunde Funktion der Nerven, geeignete Entschlackung beziehungsweise den Abfluss über das Lymphsystem und die Venen. An Gelenken oder Faszien werden Beweglichkeitstests durchgeführt.
Jedes Gewebe, Knochen, Organe, Muskeln sollten eine gute Beweglichkeit, Elastizität und Eigenbewegung aufweisen, die Osteopathen über ihre Hände versuchen zu befunden. Auch die Eigenbewegung des jeweiligen Gewebes wird untersucht. In der Osteopathie wird mit mehreren Rhythmen gearbeitet, nicht nur mit Herzschlag und Atmung. Diese feinen Bewegungen geben Mittels der Befundung dieser Qualitäten versuchen die Osteopathen, Informationen über die selbstregulativen Kräfte und möglichen Belastungen des Körpers zu erhalten.
Alle Informationen aus der Anamnese, der Inspektion, Untersuchung und der osteopathisch spezifischen Berührungen weisen die Richtung, in die die nachfolgende Behandlung dann führt. Wesentlich sind dabei auch die Belastungen innerhalb der Familie, sowie mögliche Indikationen für Ernährungsvorschläge oder Entgiftungstherapien.
Aus der modernen Neurologie wissen wir, dass sich Gedanken und Verhalten der Menschen aus unserem Umfeld in uns reflektieren. Auf die Familie bezogen, erklären Forschungsergebnisse zum Beispiel der Spiegelneurone eine allgemein bekannte Tatsache: Es geht den Kindern stets nur so gut, wie es den Eltern geht. Sind die Eltern gestresst, so werden auch die Kinder nervös. Das beginnt bereits in der Schwangershaft und zeigt sich auch in der Kindheit. Eine Familie bildet immer eine Einheit, und als solche wird sie in der Osteopathie auch behandelt. Für die einzelnen Phasen in der Entwicklung hat das unterschiedliche Konsequenzen für das Kind. Osteopathisch arbeitende Kindertherapeuten behalten deshalb stets auch den Zustand der Eltern im Auge.
Werden Blockaden im Körper befundet, wird versucht zu verstehen, ob diese durch Stürze, Narben oder Krankheiten oder durch Nährstoffmangel oder aufgrund emotionaler Gründe bestehen. Im nächsten Schritt werden einzelne Strukturen identifiziert, die eine eingeschränkte Beweglichkeit oder eingeschränkte Körperrhythmen aufweisen. Die Behandlung kann dann beispielsweise passiv erfolgen, indem Gewebe in eine entspannende Position gebracht werden, um eine bessere Durchblutung zu erhalten. Oder sie kann aktive Techniken notwendig machen, wie sanfte Mobilisationstechniken.
Wichtig ist für Osteopathen außerdem, dass meist weit entfernt von den Regionen, die Symptome aufweisen, die Störungen herrühren können. So kann zum Beispile durch eine Blinddarmnarbe mittels Faszien Verspannungen in die Halswirbelsäule auftreten, die sich in Kopfschmerzen äußern. Zwar könnte man lokal, Beweglichkeitseinschränkungen der Schädelknochen oder der Nackenregion lösen, doch langfristig ist es möglicherweise sinnvoller, auch die Narbe zu behandeln, falls dies möglich ist. Die Hände des Osteopathen lassen sich vom Gewebe leiten. Die Ausbildung dieser Feinfühligkeit widmen sich Osteopathen viele Jahre. Deshalb ist die Erfahrung eines Osteopathen wesentlich, um die vielen möglichen Beziehungsgefüge zu identifzieren, verstehen und angemessen behandeln zu können.
Wesentlich für einen kompetenten Osteopathen ist es, die einzelnen biologischen, neurologische und psychologische Entwicklungsschritte eines Kindes gut zu kennen.
Osteopathen behandeln beispielsweise Stillprobleme, Schlafprobleme, Schiefhals, Verdauungsbeschwerden, Schluckbeschwerden, Lautbildungsstörungen, Konzentrations- oder Lernstörungen, Allergien, wiederkehrende Ohrentzündungen und vieles mehr. Wesentlich ist auch, die Grenzen einer osteopathischen Behandlung beurteilen zu können und in einem guten Netzwerk mit anderen Therapeuten, wie Kinderarzt, Orthopäde, Logopäde, Physio- und Ergotherapeut verbunden zu sein.